Im Kontext des 12. Oktobers: ein Datum zur kritischen Erinnerung
Der 12. Oktober steht für den Beginn von über fünf Jahrhunderten Kolonisierung, Enteignung und Widerstand in Abya Yala. Indigene und dekoloniale Stimmen fordern uns auf, hegemoniale Blickwinkel zu hinterfragen und neue Perspektiven zuzulassen.
Datum: 12. Oktober 2025
Uhrzeit: 15:00–19:00 Uhr
Ort: Projektor, Gasteig HP8
Hans-Preißinger-Straße 8, 81379 München
Am 12.10.2025 laden wir euch ein, den Blick zu dekolonisieren.
Des-mirar (sp. für “ent-sehen“) ist eine Einladung, unseren Fokus auf Lateinamerika neu zu justieren und die koloniale Optik zu korrigieren, mit der historisches Unrecht und Ignoranz sich bis heute hartnäckig reproduziert. In einer Auswahl von Dokumentarfilmen präsentieren Filmschaffende aus Kolumbien und Peru ihre eigenen Perspektiven auf Entwicklung, Umwelt und Territorium – jenseits exotisierender Klischees und westlicher Deutungshoheit.
Im anschließenden hybriden Gespräch mit den Filmschaffenden erkunden wir, wie Kino zu einem Raum für Widerstand, Selbstbestimmung und kollektives Erinnern wird. Gemeinsam hinterfragen wir dominante Erzähl- und Konsummuster und suchen nach Handlungsspielräumen für solidarisches Handeln.
Programm
LOS OJOS DEL CAMINO (DIE AUGEN DES WEGES)
Perú | 2018 | 53 Min. | OmdU
Dokumentarfilm
Regie: Rodrigo Otero Heraud
Die Augen des Weges“ ist ein visuelles Gedicht mit überwältigenden Aufnahmen der Andenbergwelt. Es ist ein Quechua-Gebet, das die Gefühle der Andenkultur gegenüber der Mutter Erde zum Ausdruck bringt und die Suche nach einem tieferen Verständnis der Natur als Lebewesen, als ewige Begleiterin der Menschen. Die in quechua erzählende Hauptfigur ist Hipólito, ein Bewohner und Kenner der peruanischen Anden. Er taucht in verschiedenen Regionen der Kordilleren aufund verschwindet wieder wie ein Geist, der einen letzten Blick auf die „Apus“, auf die beseelten und heiligen Berge werfen möchte. Auf seinem langen Weg philosophiert er mit dem Wasser, den Felsen und Menschen der Region, um zu ergründen, welche gesellschaflichen Misstände die heutige Welt überschatten, und wie wir gegensteuern können.
EL DERECHO A EXISTIR (DAS RECHT ZU EXISTIEREN)
Die indigenen Gemeinden Kolumbiens und die Verfassung von 1991
Kolumbien | 2022 | 26 Min. | OmdU
Dokumentarfilm
Regie: Eliseth Peña
Als sich Kolumbien 1991 auf Druck von sozialen Bewegungen und Guerillagruppen daran macht, eine neue Verfassung für das Land zu schreiben, sind erstmals auch indigene Gemeinden des Landes vertreten. Ihre Teilnahme haben sie sich durch unermüdliche Kämpfe erstritten. In der Verfassungsgebenden Versammlung erreichen sie nach Jahrhunderten der Ausgrenzung und Entrechtung nicht nur die Anerkennung als gleichberechtigte Bürger*innen, sondern auch eine Wahrung ihrer kollektiven Territorien, das Recht auf Selbstverwaltung und kulturelle Autonomie. Kolumbien erkannte sich damit selbst als ethnisch und kulturell vielfältiges Land an.
Auf Basis von Archivmaterial und Interviews mit Zeitzeug*innen zeichnet die Doku nach, wie der Widerstand indigener Gemeinden politische Alternativen entstehen ließ. Ebenso stellt der Film die Frage, wie die neue Verfassung in einer gegensätzlichen Gesellschaft implementiert werden kann, die bis heute von Rassismus, Gewalt und einer davon profitierenden Oligarchie dominiert wird. Welche Bilanz lässt sich 30 Jahre später ziehen?
EL CANTO DE MAGUARÉ. PALABRA DE CONSEJO DE DÚJDULLI
Kolumbien | 2022 | 25 Min. | OmeU
Dokumentarfilm
Regie: Vanessa Teteye Mendoza, Edilma Prada Céspedes
Der Dokumentar-Kurzfilm erzählt vom weisen Dújdulli alias Benito Teteye, dem 79 Jahre alten Anführer des Íñeje-Clans (Canangucho) innerhalb des Bora-Volkes.
Dújdulli weist darauf hin, dass die Klimakrise und die Ausbeutung des Amazonaswaldes den ökologischen Kalender verändern und die Ernährungssicherheit der Gemeinschaften gefährden. Gedreht wurde der Film in der Gemeinde Providencia Nueva in La Chorrera, Amazonas, Kolumbien. Als Dorfältester leitet er sein Territorium im Einklang mit dem überlieferten Wissen zu Nutzpflanzen wie Süßmaniok, Mambe oder Ambil. Jeden Morgen schlägt er in der Maloka, wie die typischen Häuser und Gemeinschaftsorte aus Holz und Stroh genannt werden, das Maguaré an, ein traditionelles Kommunikationsinstrument das ihm hilft, seine Gemeinschaft zu führen und zu beschützen.
Gemeinsam mit der Großmutter María del Pilar Botyay Carvajal und seinem Sohn Joatan Teteye Botyay bewahrt er mit Tanz und Gesang die Tradition eines indigenen Volks, das den desaströsen Kautschukboom vor mehr als einem Jahrhundert überlebt hat.
Veranstalter
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.
LAFITA – Lateinamerikanische Filmtage München
In Kooperation mit
Münchner Stadtbibliothek
Filmstadt München e.V.
Aluna Minga e.V.
ECLA Muc
Kusikuna e.V.
Mit finanzieller Unterstützung von
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Kontakt: kolumbien@oeku-buero.de
Weitere Informationen:
www.oeku-buero.de
www.lafita.de